Wie ich zu meinem 500SEC kam ist eine Zufallsgeschichte, denn dieses Fahrzeug war mir schon lange vor dem Kauf bekannt. Es begann 1989 auf der IAA in Frankfurt. Damals war ich schon von der Coupes-Version der S-Klasse begeistert und hatte mir fest vorgenommen, mir eines Tages ein Fahrzeug dieses Typs zuzulegen. Entsprach der auf der IAA ausgestellte Wagen ganz meinem Wunschauto - so fehlte aber das Schiebedach, aber diese Einstellung änderte sich einige Zeit später. Im Jahre 2000 wollte ich mir dann endlich einen SEC kaufen. Es sollte ein Coupe er zweiten Serie sein, die Motorisierung war mir egal wobei mir ein 560SEC am liebsten war wegen den größeren Chancen, einen reichhaltig ausgestatteten Wagen zu finden. Nach mehreren Besichtigungsterminen quer durch Deutschland fand ich mein jetziges Auto im Internet inseriert. Kurz darauf fuhr ich die 450km von meinen Heimatort zu dessen Standort in Berlin und fand ein Kaufobjekt nach meinen Vorstellungen. Mit Erstzulassung im April 1990, Impala Metallic 441, Leder brasil und mit Sonderausstattungen wie zwei Airbags, Standheizung, ASR, Reiserechner usw. Hier und da waren einige Dinge zu reparieren, aber das störte mich nicht. Nach 18 Monaten Standzeit war der Brief abgelaufen und eine Vollabnahme war fällig. Auch das war kein Hinderniss, denn der Gesamteindruck war ziemlich gut und so entschloss ich mich den Wagen zu kaufen.
Wieder zu Hause angekommen reinigte ich den Wagen erst mal innen und aussen. Dabei fielen mir seltsame Hinweise auf, die auf ein Ausstellungsfahrzeug hindeuteten. Produktionsaufkleber tragen den Begriff "Ausstellung", die Plakette auf der Quertraverse unter der Motorhaube trägt den SA-Code 997, welcher bedeutet "Standwagen - Karosserie und Motor ausstellungsmässig hergerichtet". Die verchromten Motorenteile waren demnach ein Teil dises SA-Codes. Auch die Tatsache, das dieser Wagen gegen Ende August 1989 hergestellt, aber erst im April 1990 zugelassen wurde machte mich neugierig. Als Sammler der AutoBild kam mir der Gedanke in den Ausgaben des Jahres 1989 nachzuforschen.
In einen Artikel in Heft Nr.37 vom 11.September wurde ich fündig. Darin wurde die Planung und der Aufbau des Messestandes von Mercedes-Benz auf der IAA beschrieben bis hin zur Aufzählung der dort exponierten Fahrzeuge. Und da war er:ein 500SEC in Impala Metallic mit Leder brasil sollte dem Publikum gezeigt werden. Unfassbar! Sollte ich nun jenes Fahrzeug besitzen, vor dem ich über ein Jahrzehnt zuvor auf der größten Automobilausstellung der Welt gestanden und es bewundert habe? Ich setzte mich mit dem DaimlerChrysler Medienarchiv in Stuttgart in verbindung und wurde in meinen Vermutungen bestätigt. Die Euphorie, die sich in dieser Situation einstellte war vergleichbar mit der eines Sechsers im Lotto. Nun wollte ich nicht mehr hinter dem Berg halten und als Mitglied des Mercedes-Benz W126 Club e.V. bot ich meinen Wagen an als mögliches Exponat für die Retro Classics 2003 in Stuttgart.
Spontan erhielt ich die Zusage und bereitete den Wagen darauf vor. Innenraum und Karosserie bedurften soweit keine größeren Verschönerungen, bis auf eine neue Chromleiste. Der Motorraum brauchte etwas mehr Zuwendung. Obwohl immer in einem sauberen, trockenen und ölfreien Zustand gehalten, hatte sich im Laufe der Zeit eine Staubschicht über die Aggregate gelegt. Um bei der Reinigung in die letzten Winkel zu gelangen bewaffnete ich mich mit einer Zahnbürste. Allein für den Motorraum brauchte ich ca. sieben Stunden, aber das Ergebnis war mir die Mühen wert.
Auf der Retro Classics 2003 stellte ich nun mein Coupe aus auf dem Stand vom Mercedes-Benz W126-Club e.V., zusammen mit Ralf Kowalewski und seinem authentischen Pressewagen, einem nautikblauen 560SEL mit dem ursprümglichen Kennzeichen S-JN 1077. Beide Fahrzeuge strahlten im Scheinwerferlicht um die Wette und wir konnten unter anderem ein reges Interesse an den Historien verzeichnen. Fast schien es, als ob die Zeit zurück gedreht wurde. Der unbestrittene Höhepunkt der Veranstaltung war für uns der Besuch des Designers Dr. h.c. Bruno Sacco. Er gestaltete die Baureihe W126 mit Meisterhand und schuf somit eine zeitlos schöne S-Klasse. Er nahm unsere Fahrzeuge in Augenschein und konnte uns so manches Wissenswerte aus der Zeit der Entwicklung vermitteln. Er ließ es sich auch nicht nehmen sich hinter das Steuer meines Coupes zu setzen. Als Andenken an dieses Ereignis bat ich Herrn Sacco, meinen SEC zu signieren. Natürlich nicht auf dem Blech, sondern auf einem Schild, welches ich über dem Bedienteil der Klimaautomatik angebracht habe.